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Psychoanalyse & Ausbildung? Notizen zu einer Dokumentation


 

Hermanns, Ludger M.; Bouville, Valérie; Wagner, Cornelia (Hg.), Ein Jahrhundert psychoanalytische Ausbildung. Einblicke in internationale Entwicklungen. Gießen 2021, Psychosozial-Verlag,

rezensiert von Karl-Josef Pazzini,

in: RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse (2022)1

1 https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org/

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Es sollte eine einfache Rezension werden. Dann hat die Lektüre des Buches Fragen auftauchen lassen, die mit der eigenen Ausbildung zu tun hatten und haben und die grundsätzlich das Konzept Ausbildung wieder zum Problem gemacht. Stärker denn je brachte die Lektüre all dies in Zusammenhang mit der Geschichte der Psychoanalyse insbesondere in Deutschland, mit der Anfälligkeit der Psychoanalyse für politische Anpassung. Der Diskurs der Psychoanalyse, auch geschichtlich betrachtet und verstanden als soziales Band[2], zeigt symptomatisch heftigen, oft um Formalia tobenden Streit, Spaltung, Verrenkung und Ausschluss und legt nahe, dass der im vorliegenden Buch unreflektiert weitergeschriebene Begriff der Ausbildung mit der psychoanalytischen Erfahrung nicht problemlos kompatibel ist. In den Auseinandersetzungen, die an verschiedenen Stellen in der Dokumentation erwähnt werden, geht es offenbar nicht nur um die Ausgestaltung der Ausbildung, sondern um die Frage, ob Psychoanalyse nicht eine Neuerfindung, eine weitgehende Übersetzung dessen braucht, was in anderen Diskursen und deren Institutionen als Ausbildung bezeichnet und als möglich behauptet wird. Perspektivisch, hier nicht verhandelt, könnte stärker daran gearbeitet werden, wie andere Diskurse und deren Institutionen, etwa Universitäten, auf der Basis der Erfahrungen und der Kenntnisse aus der Psychoanalyse von der Psychoanalyse profitieren können.

         Eher in Nebenbemerkungen wird die vorliegende Dokumentation zur Anregung für Neuerfindung und Fortsetzbarkeit der Psychoanalyse. Weder ein einzelner Kongress noch seine Dokumentation kann der komplexen Frage der Bildung des Analytikers gerecht werden. Mehr erwartet hätte der Rezensent an Analyse von Zusammenhängen zwischen der so genannten Ausbildung, Versagen, Fehlentwicklungen und Kompromissbildungen. Aber das Buch hat den Vorteil, deutlich zu machen, wo ungeklärte Probleme liegen, auch wenn man dazu bei der Lektüre etwas graben muss.

 

                  Titelbild

 

Etwa mehr als die Hälfte des Covers nimmt ein Foto im Querformat ein. In Resedagrün / Weiß zeigt es den leeren, aufgeräumten Arbeitsplatz eines oder des Analytikers. Der Raum ist diagonal angeschnitten und verleiht so dem Bild etwas Dynamik; er geht nach links hinten in die Tiefe. Dort in der Zimmerecke steht ein kleiner Schreibtisch diagonal in der Ecke. Darauf Schirmlampe, Notizbuch, Tintenfass, ein kleines Schälchen, davor ein Thonetstuhl ohne Polster mit Armlehnen schräg abgerückt vom Tisch. Über dem Schreibtisch ein nicht identifizierbares Portraitfoto. Singuläres ist nicht zu erkennen, keine Vorliebe derjenigen, die den Raum eingerichtet haben mögen. Fast in der Mitte des Fotos ein Sessel mit ansteigender Rückenlehne, ausgerichtet parallel zum Schreibtisch im 45-Grad-Winkel zur rechts davon stehenden Couch und zur Wand, hinterfangen von einem wahrscheinlich samtigen Vorhang. Mit ihm ist wohl ein Fenster verdunkelt oder die Tür zum Nachbarraum akustisch und visuell verhängt. Der Sessel vor dem Vorhang schafft eine fast feierliche Raumstimmung. Auf der einfachen Couch im selben 30iger Jahre Stil wie die anderen Möbel, ein frisch überzogenes, weißes Kissen, der Platz des Analysanden. Der Analytiker hat zwei Plätze. Einen, den er einnimmt während der analytischen Sitzung, und einen, um Notizen zu machen. Der Boden ist blitzblank. Keine Spuren, alles ganz neutral. Vielleicht handelt es sich um ein Foto aus einem Katalog für normgerechte Praxiseinrichtung.

         Alle Diagonalen, die oft in Bildern eine Spannung andeuten, einen Sog erzeugen, sind hier durch die Lichtregie homogenisiert.

         Die psychoanalytische Ausbildung berechtigt, so die grundlegende Fantasie des Buches, zur Einnahme der beiden Plätze links im Foto. In der Zeit der Ausbildung liegt man rechts auf der Couch.

         Das Foto weicht deutlich von den bekannten Fotos aus Freuds Praxis in Wien oder London ab. Keine Bücher, keine Bilder, kein Relief, keine Teppiche, keine Statuen, nur ein weißes Kissen. Also deutlich nüchterner, kein Ornament.[3] Fast eine preußisch protestantische Antithese. Auf jeden Fall aber abstinent.

 

                  Erzählungen aus dem Innern der IPV

 

Das vorliegende Buch ist die Dokumentation der Vorträge, die auf der »wissenschaftlichen Tagung zur Erinnerung an die Gründung des weltweit ersten psychoanalytischen Ausbildungsinstitutes 1920 in Berlin« (8. bis 9. Februar 2020) als Tagung der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) gehalten wurden. Diskussionen, wenn es sie denn gab, sind nicht notiert. Die Dokumentation bietet eine Zusammenschau von Erzählungen aus dem Innern der IPV. Der Fokus liegt auf der Kontinuität der 100 Jahre. Symptome, immer wieder andere Kompromissbildungen in Ausbildungsfragen der Psychoanalyse, tauchen auf, werden aber nicht als solche diskutiert. In die Erfindung von Symptomen, die von der programmatischen Berührung mit dem Unbewussten provoziert werden, sind Gruppierungen auch außerhalb der IPV involviert, wenige in Deutschland, mehrere kaum weniger als 100 Jahre international, mindestens seit 80 Jahren in Frankreich, in anderen romanischen Ländern und nicht zuletzt in Südamerika. Dieser Zusammenhang mit den diversen psychoanalytischen Strebungen existiert, auch wenn auf Vereinsebene bewusst kein direkter Austausch vorgesehen oder, mehr noch, unerwünscht ist. In diesem Buch finden sich nur Spurenelemente des real existierenden Geflechts.

         Für Deutschland bleibt es ein Desiderat, gerade für die Zeit nach 1962[4] und der Kostenübernahme durch Krankenkassen, zur Kenntnis zu nehmen, dass es auch andere Bewegungen in Fragen der Bildung des Analytikers gegeben hat und gibt. Da sich die IPV der Tendenz nach für die Psychoanalyse hält, scheint ein psychoanalytischer Blick nach außen wie ein Luxus, den man sich nicht leisten muss. So kann der Leser den Eindruck gewinnen, dass es keine anderen Geschichten der (Aus-)Bildung gegeben haben dürfte.

         Der Rezensent geht davon aus, dass Spaltungen, Machtkämpfe und Kompromisse einen Reichtum der Psychoanalyse ausmachen. Gerade in den oft nicht schönen Auseinandersetzungen liegt die nie erreichbare Wahrheit der Psychoanalyse. In den erfindungsreichen Symptomen unerkannter Konflikte finden sich Bildungen des Unbewussten – für die Forschung wie für die Praxis ein noch zu hebender Schatz. Der liegt allerdings auch darin, in der Praxis der Bildung des Psychoanalytikers über die Grenzen der jeweiligen Vereinigungen und Lehrmeinungen hinaus im Gespräch zu bleiben, und zwar keineswegs mit dem Ziel der Harmonie, sondern als Kenntnisnahme des jeweils in einer bestimmten Situation Verdrängten, Ausgeschlossenen und auch theoretisch zumindest nachträglich begründbar Abgelehnten.

 

Im Vorwort der Herausgeber wird erwähnt, dass die IPV die Planungsgruppe des Kongresses bat, von den aktuellen Auseinandersetzungen abzusehen, weil eine Polarisierung befürchtet wurde (S. 10). Die zeitliche Begrenzung der Tagung ließ eine Beteiligung »weiterer Gesellschaften« – was immer damit gemeint ist – nicht zu.

         Eigentümlich vernebelnd auch der passivisch konstruierte Satz mit dem Institut als grammatischen Subjekt des Relativsatzes:

»Das heutige Berliner Psychoanalytische Institut [der DPV?; KJP] wurde 1950 neu gegründet und insofern nur [?] ideell als Nachfolgerin des alten Institutes gesehen, das 1936 seine Eigenständigkeit verlor und im von M.H. Göring geleiteten staatlichen Institut aufging« (S. 9).

 

                  Aufdringliche Fragen

 

Der Band enthält in Form von Überblicksdarstellungen zwar viele Informationen, die so noch nicht zusammengestellt wurden, aber inhaltlich Strittiges und konzeptionell Schwieriges wird nur angedeutet, nicht durchgearbeitet:

  • Wird durch das Etikett »Lehranalyse« die Notwendigkeit einer Analyse für den Beruf des Psychoanalytikers umgangen?[5]

  • Ist »Lehranalyse« nicht die Antwort auf einen Anspruch, einen Wunsch, Analytiker werden zu wollen? Geht es in einer solchen Analyse dann nicht eher um Bedürfnisbefriedigung als um Abstinenz?

  • Wie können die im Buch Kandidaten und Lehranalytiker Genannten dem Exzess einer jouissance, eines Genießens der aktuellen (Lehranalytiker) und der zukünftigen Macht (Kandidaten) entkommen? Wie wird diese Gefahr kultiviert?

  • Welche Effekte auf die Ausbildung hat die fast sichere Aussicht auf ein ausreichend zu nennendes Einkommen mittels einer der Psychoanalyse benachbarten Psychotherapie, die krankenkassenfinanziert ist, sowie auf die Psychoanalyse selbst?

  • Es ist wohl im psychoanalytischen Sinn ein Symptom, Psychoanalytiker werden zu wollen. Welche Chancen hat dessen Bearbeitung?

  • Was ist eigentlich das Begehren des Analytikers?[6] Ein Begehren bleibt ohne eine spezifische Antwort, geht immer über diese hinaus.

  • Wie ist der Übergang von einem neurotischen Phantasma in eine offene Form des Begehrens zu denken, ein Begehren, Singularitäten zu erforschen, nicht als schon bekannt zu diagnostizieren, durch mutige Interventionen und erfindungsreiche Deutungen Symptome zu lockern und Neuformulierungen zu begünstigen, aber nicht heilen zu wollen?[7]

  • Wäre nicht hier auch der politische Charakter des Unbewussten immer wieder zu formulieren?

  • Wie kam es, psychoanalytisch gesehen, dazu, dass homosexuelle, genereller: queere Menschen von der Ausbildung ferngehalten wurden?

  • Und nicht zuletzt: Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Anpassungsbereitschaft der Analytiker im Nationalsozialismus, erleichtert durch den erzwungenen, freiwilligen Ausschluss der Juden unter den Analytikern und der Form einer kaum psychoanalytisch inspirierten, medizinisch formatierten Ausbildungspraxis, die nur wenig Sinn für politische Zusammenhänge hatte, es sei denn den für seriöse Anpassung?[8]

 

Nach Überzeugung des Rezensenten geht es bei dem, was Ausbildung genannt wird und eher Bildung heißen könnte, um die Konstruktion einer geschützten Raumzeit, darum, den Wunsch in ein Begehren und ein Sprechen umzuwandeln. Ein solches Sprechen wird nicht nur Effekte auf den Einzelnen haben, sondern auf die Gesellung[9] und ihre Institutionalisierung und umgekehrt. Dabei ist diese Raumzeit ein Laboratorium mit je singulären Kombinationen des Mitgebrachten und des Gebotenen. Das Ergebnis wird unabsehbar sein. Auch für die Institutionen.

 

                  Ideal Kontinuität

 

Es scheint das Ideal der in der Dokumentation vorgestellten 100-jährigen Ausbildung zu sein, dass sie sich um das Modell Eitingons gruppiert, selbst gleichgeblieben ist – dazu noch weiter unten. Wobei einige Beiträge des Buches zumindest Anhaltspunkte dafür geben, dass das Modell der Intention nach ausgehöhlt, der Form nach immer wieder repariert und kaum konzeptionell weiterentwickelt wurde. Auch wenn der Wunsch nach Kontinuität verständlich ist, bis in die Technik hinein, hat Freud immer wieder für Veränderung als Merkmal der Fortsetzbarkeit der Psychoanalyse plädiert. In einem Brief an Ferenczi[10] schreibt er, dass jeder von der einmal sich ergebenen Form abweichen könne, es müsse nur unter den Psychoanalytikern offen zur Diskussion gestellt werden. Das hinderte Freud nicht daran, dezidiert gegen Positionen, hier Ferenczis, Stellung zu nehmen. Er eröffnet damit weitere Auseinandersetzungen. In Ein Jahrhundert wird aber eher Dauer und Geschlossenheit favorisiert, Abweichungen durch Formelkompromisse geglättet[11].

 

                  Macht und Gewalt

 

Eine formalisierte Ausbildung ist eine (meist) kultivierte, zivilisierte Art der Machtausübung und idealerweise die Ausübung delegierter und legitimierter Gewalt in einer Demokratie.[12] Deshalb sind dauernde Neujustierungen und Erfindungen wünschenswert, wenn es um ein auch Psychoanalytikern nicht direkt greifbares Subjekt des Unbewussten geht. Subjekt ist hier verstanden als Unterworfenes unter die Sprache(n), als Thema und als Individuum, das Entscheidungen treffen muss. Greifbar ist das Unbewusste nur an seinen Bildungen und in der Nachträglichkeit. Erkennbare Bildungen des Unbewussten sind in der Regel Fehlhandlungen: Versprecher, Ungeschicklichkeiten, auch plötzliche auftauchende, so nicht erwartete Lösungen einer verfahrenen Situation, Symptome, Träume, Witze, acting out, passage à l‘acte. Es geht also jeweils um Überschüsse, die über das hinausgehen, was in einer normalisierten Situation zu erwarten wäre. Das ist das, was an etablierten Methoden abgleitet. Sie gehen vom schon Bekannten aus. ›Fehl‹ ist die Differenz von einigermaßen bewusster Intention und tatsächlicher Artikulation, etwas, das eine unterstellte Norm verfehlt und daran gemahnt, dass der Einzelne die Kontrolle über die Wirkungen seiner Handlungen nicht ganz hat. ›Fehl‹ kann auch zu viel sein.

         Alle, die in Aktionsfelder einer Vorbereitung auf den Analytikerberuf geraten, werden es mit für sie unheimlich werdenden Übertragungsmanifestationen zu tun haben. Sie werden konfrontiert mit etwas außerhalb des heimisch institutionell Verfassten, dem, was in der Polis, im Politischen geschieht. Sie könnten Zeugnis ablegen von Veränderungen, demnach von der Grundlage, dem Subjekt der Weiterentwicklung der Psychoanalyse.

 

                  Erstes psychoanalytisches Ausbildungsinstitut

 

1920 wurde das weltweit erste psychoanalytische Ausbildungsinstitut gegründet. Auch davor gab es Ausbildung. Dies festzuhalten ist nicht trivial. Denn eine Gründung ist immer eine Kompromissbildung, eine Stilllegung, ein auf Wiederholbarkeit der Prozeduren angelegtes Symptom. Mythen erzählen oft von einem Mord bei der Gründung: z.B. Kain und Abel, Abraham an Isaak (beinahe), Ödipus, Romulus und Remus, Ludwig XVI. und Benno Ohnesorg (Studentenbewegung).

         Die Zeit vor der Gründung bleibt, das wird nur knapp angedeutet, reichhaltig an Erfahrungen und steckengebliebenen Entwicklungen, z.B. unter dem Stichwort der Laienanalyse und der Unabhängigkeit von staatlichen Regulierungen. Interessant wäre auch das Verhältnis einer intentionalen Weitergabe, Tradierbarkeit dessen, was die Vorstellungen von Psychoanalyse sind, und deren unbewusste, asemantische Transmission auch in Form von Haltungen und Stil, die unversehens wieder wahrnehmbar werden können, eventuell überspringen sie dabei auch Generationen.[13]

         Fassen könnte man in dieser Hinsicht die institutionalisierte Ausbildung eher wie ein Kontrastmittel denn als den Königsweg zu einem professionalisierten Analytikerberuf.

 

                  Bildung, Ausbildung, formation, training

 

Heribert Blaß wirft in seiner Einleitung zum Panel »100 Jahre Psychoanalytische Ausbildung« (S. 183ff) die Fragen der Bezeichnung auf, training, formation, Ausbildung, Bildung. Bildung wäre die Alternative zwischen einem stark strukturierten Curriculum und einer eher freien Art zu lehren.

            Dass Bildung oder doch nur Ausbildung in der und für die Psychoanalyse notwendig ist, um sie zu praktizieren, wird kaum jemand bestreiten. Es macht einen Unterschied, in welcher Sprache das gehört wird. Nennt man den Weg training, formation, Ausbildung oder Bildung?

         Das Buch generiert beim Leser weitere Fragen:

  • Kann Ausbildung durch eine Prüfung abgeschlossen werden oder kann sie konzipiert werden als ein mehr oder weniger dichter Prozess von Erfahrungen, der nie oder nur vorläufig an ein Ende kommt?

  • Gibt es einen Kanon dessen, was gewusst und gekonnt werden muss? In welchem Verhältnis dazu entwickelt sich eine Haltung und ein Stil?

  • An welche institutionelle Vorbilder lehnt sich die Psychoanalyse an? Welche sind eher untauglich?

  • Wie wirkt sich die intime Situation einer Analyse im Rahmen eines Instituts aus, das eine interne Öffentlichkeit und vermittelt auch eine externe braucht?

  • Können beide Bereiche entkoppelt und wieder in Beziehung gebracht werden? Denn jede Analyse trägt zum Erkenntnisfortschritt der Psychoanalyse bei.[14]

  • Muss die Psychoanalyse noch viel experimentierfreudiger nach einer adäquaten institutionellen Lösung suchen?

 

                  Ausbildung nur in der IPV?

 

So differenziert und abwägend einige Beiträge sind, eindeutig ist der basso continuo: Psychoanalytische Ausbildung findet unter weltweit verallgemeinerten, institutionalisierten Zielvorgaben nur im Rahmen der IPV und den ihr untergeordneten regionalen Gesellschaften statt. Ein bisschen imperial und kolonial ist das schon.

         Die der Psychoanalyse als Konzept und Idee widerstreitenden Macht- und Gewalteffekte einer verallgemeinerten, für alle geltenden Ausbildungsordnung werden angedeutet. Die tatsächlichen Verbiegungen werden verschleiert. Nicht dass diese Effekte vermeidbar wären, sie könnten aber anders als in anderen Institutionen (z. B. in Universität, Kirche, Militär) aus der Eigenart und dem Wissen der Psychoanalyse heraus in die Gestaltung der Institutionen eingearbeitet werden. Der Kriminalroman von Batya Gur Denn am Sabbat sollst du ruhen von 1988[15] hätte hier ex negativo helfen können. Sehr weit fortentwickelt von den Strukturen anderer Institutionen und deren Ausbildungsordnungen hat sich, glaubt man den Beiträgen, die Psychoanalyse nicht. Dabei macht Psychoanalyse implizit das Ausbildungsgeschehen der genannten Institutionen zum Gegenstand, indem sie sich mit dem Unbewussten der Übertragung befasst, dem Sadismus und Masochismus des Lehrens und auch des Lernens.

         Dass beispielsweise in Frankreich mit (Aus-)Bildungsmodellen experimentiert wird, dass dort versucht wird, den Macht- und Gewalteffekten Rechnung zu tragen im Rückgriff auf Kenntnisse und Erfahrungen aus der Psychoanalyse selbst, wird lediglich im Beitrag von Serge Frisch[16] erwähnt. Dass es aber auch innerhalb der IPV pointierte Erörterungen des Problems gibt, kommt kaum vor, jedenfalls gehört die zum Teil radikale Befragung der etablierten Ausbildungsmodalitäten nur am Rande zum Jahrhundert der Ausbildung.[17] Unbewusstes Übertragungsgeschehen und die Dynamik des Unbewussten, die nicht im herkömmlichen Sinne sichtbar, abfragbar und als Eigenschaft einzelnen Individuen zuzuordnen sind, werden nicht in produktiver Spannung zu einem anscheinend plan- und beherrschbaren, für alle in gleicher Weise produktiven Curriculum entfaltet. So wird die Eigendynamik der Institutionalisierung zwar erwähnt, es werden aber kaum Konsequenzen daraus gezogen.

 

                  Zertifizierte und garantierte Ausbildungen

 

Das Buch gibt einen guten Überblick über die von Autoritäten und Vereinen zertifizierten und garantierten Ausbildungen im Bereich der IPV, beendet mit einem Abschlusszertifikat, verbunden mit der Erlaubnis (!), einen Beruf auszuüben, die Vergabe einer Berufsberechtigung, ganz so wie das die Architektenkammer tut (Thomas Eichhorn, S. 41). – Man könnte das zu begründen versuchen, selbstverständlich ist es nicht. – Damit übernehmen die Ausbildungsinstitute auch eine Garantie für eine regelgerechte Ausbildung, deren Anforderungen in vielen Ländern in Verbindung zum Gesundheitssystem vom Staat vorgegeben sind, sodass die Ausbildung von Psychotherapeuten und Psychoanalytikern kaum mehr unterschieden wird.

         Die Psychoanalyse wird wie ein anzueignendes Objekt behandelt, ein Korpus, der schon gesichert vorhanden ist. Die spezifische Zeitlichkeit, die in der Psychoanalyse entwickelt wurde, die der Nachträglichkeit, deren Einsatz nicht terminiert werden kann, spielt dann keine Rolle. Zugeständnis an die Besonderheit der Psychoanalyse ist die eigene Erfahrung als Analysand, allerdings als eines Ausnahmeanalysanden in Lehranalyse. Die hier vorgestellte Anwendung der Psychoanalyse als Praxis der Ausbildung ist zielorientiert und bei Abschluss garantiert. Diejenigen, die sich ihr unterzogen und eine Prüfung abgelegt haben, sind ausgebildet.

         Das hat nichts mit Humboldts Konzept von Bildung zu tun.[18] Er sah das Potenzial des Bildungsprozesses an der Universität gerade darin, dass Bildung frei von den Einschränkungen einer zukünftigen Berufstätigkeit in Staat, Kirche und Wirtschaft zu konzipieren sei. Das Potential entfaltete sich dann aus der Reibung bei Berufseintritt zum Vorteil der Abnehmer als Innovation, zum Vorteil des Absolventen als Übersetzungsleistung des an der Universität Erfahrenen.

 

                  Lehranalyse

 

Dass ein Ziel einer Analyse festgezurrt wird und damit vorweg auch einigen Analytikern die Kompetenz zugesprochen wird, entscheiden zu können, wer denn für eine Lehranalyse geeignet sei, ist wohl eine zwangsläufige Folge der von Eitingon etablierten Struktur der Ausbildung mit den Elementen Lehranalyse, Supervision (in der Annahme, Supervision sei weniger kontrollierend als Kontrollanalyse) und Theorie. – Serge Frisch weist in diesem Buch darauf hin, dass man auch mit einer Analyse starten kann, die noch nicht Bestandteil einer Lehre ist. – Das innovative Moment Eitingons im Verhältnis zu allen bekannten Ausbildungsformen außerhalb der Psychoanalyse ist die sogenannte Lehranalyse. Wäre es nur Analyse, die eine Analyse gewesen sein wird, die zum Beruf des Analytikers geführt hat, wäre das klarer. Die Rede von Lehranalyse impliziert hingegen, dass es Lehre in der Kur geben kann und dass von vornherein ein Ziel und ein Zweck der Analyse gesetzt ist. So unterscheidet sich diese Kur von sogenannten therapeutischen psychoanalytischen Kuren. Eine Meisterlehre mit Innung und kanonisierter Theorie als Minimum wird etabliert.

 

                  Lehranalyse als Deutung

 

Die Bezeichnung »Lehranalyse« ist eine Deutung, die lange vor dem Moment gegeben wird, in dem sich ein Analysant der Wahrheit seines Begehrens nähert; man könnte auch im emphatischen Sinne Derridas von der Profession sprechen[19]. Der Gegensatz ist eine radikale Abkürzung: Das Ziel wird dem Weg dorthin vorweggenommen, eine Sonderform von Analyse kreiert.

Das muss nicht heißen, dass trotz dieses Etiketts, im Schatten dieses Vorgehens, kollateral Analyse geschieht, vielleicht nach dem Satz von Karl Valentin: »Ich nehm‘ den Fisch und tu ihn ertränken«.[20]

            Vergessen scheint, dass Freud die Bezeichnung Lehranalyse anders verwendete: Jeder, speziell jeder Wissenschaftler, der sich in seinem Metier der Psychoanalyse widmen will, solle die Möglichkeit einer Lehranalyse haben[21], einer Reihe von Sitzungen, um die Erfahrung des Unbewussten und damit der Übertragung zu machen. Das empfiehlt Freud insbesondere für jene Personen,

 

»die die Analyse aus intellektuellen Motiven annehmen, die nebenbei erzielte Erhöhung ihrer Leistungsfähigkeit aber gewiss gerne begrüßen werden. Zur Durchführung dieser Analysen bedarf es einer Anzahl von Analytikern, für die etwaige Kenntnisse in der Medizin besonders geringe Bedeutung haben werden. Aber diese – Lehranalytiker wollen wir sie heißen – müssen eine besonders sorgfältige Ausbildung erfahren haben.«[22]

 

Aus der persönlichen, der eigenen Analyse (S. 13) wird unter Bedingungen der Ausbildung eine Lehranalyse und werden aus einigen Analytikern Lehranalytiker. Damit entstehen zwei Sorten von Analyse. Diese bemerkenswerte Entwicklung wird in der Dokumentation nachgezeichnet – weder als irritierend noch argumentativ zu begründende.

 

                  Auschwitz: Folgewirkungen auf die Psychoanalyse?

 

Dass die politische Geschichte der Psychoanalyse in Deutschland nicht nur im Nationalsozialismus mit der Art ihrer Institutionalisierung und damit verbundenen Ausbildungsformen in einem Zusammenhang stehen könnte, wird verdeckt mit Wendungen wie »grundsätzlicher Kollaps der Psychoanalyse in Deutschland« (S. 10) aufgrund äußerer Einwirkungen.

         Es bleibt die Frage, ob Institutionalisierungsformen, die aus einer voranalytischen Zeit stammen, nicht auch deren Haltungen und Stil mittransportieren. Insbesondere dann, wenn das genuin Psychoanalytische, die jeweils eigene Analyse, in ein und demselben Institut von einer durch staatliche Anforderungen kanonisierten Lehre und Kontrollanalyse gerahmt werden.

         Der Rezensent fand bei der Lektüre kaum Spuren einer Antwort auf die Frage, die Anne-Lise Stern gestellt hat: »Ergeben sich aus Auschwitz besondere Folgewirkungen auf die Psychoanalyse als Theorie und Praxis und auch auf die psychoanalytische Gemeinschaft in ihrer Gesamtheit?«[23]

 

                  Psychoanalyse im Nationalsozialismus

 

Stattdessen stehen Mitglieder der IPV »gemeinsam für das Schicksal der Psychoanalyse in der Zeit des Nationalsozialismus«[24] ein und beginnen allmählich »anzuerkennen, dass es in der Entwicklung der Psychoanalyse in Deutschland einen großen Bruch gegeben hatte« (S. 13). – Das sind Bekenntnisse, aber keine Analysen der Schuld. So passiert wohl auch die von Ludger M. Hermanns bedauerte Fehlleistung, dass das »Fortleben seines [Eitingons; KJP] Ausbildungsmodells im von Eitingon 1934 neu gegründeten Jerusalemer Institut nicht in einem Beitrag gewürdigt« (S. 18) wurde, wobei ›würdigen‹ auch eine »neuerliche Prüfung«[25] sein kann.

 

»Aber es war doch die hundertjährige Tradition seiner Ausbildungsidee, die das Zerstörungswerk in NS-Deutschland international überstanden hat, der diese Tagung ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung setzen wollte« (S. 18).

 

In solchen Aussagen passiert implizit eine Verwechslung, auf die Roland Kaufhold und Galina Hristeva kürzlich noch einmal hingewiesen haben.[26] Es galt nicht primär, die Psychoanalyse zu retten, die auch nicht gerettet wurde, es sei denn in einer bereinigten Form: Die jüdischen Mitglieder der DPG wurden als Juden verfolgt, nicht als Psychoanalytiker. Die Verwechslung wird in Berlin durch Gedenktafeln an den Häusern, wo diese praktiziert hatten, nahegelegt.[27] Arische Psychoanalytiker wurden im Göring-Institut nicht verfolgt, aus- oder eingesperrt. Die jüdischen Psychoanalytiker wurden als Juden von den eigenen Kollegen ihrer Existenzgrundlage beraubt. Ihnen wurden sogar danach noch Mahnbescheide über nicht bezahlte Mitgliedsbeiträge ins Exil nachgeschickt.[28] Zugespitzt: Die biodeutschen Psychoanalytiker verrieten mit Unterstützung der IPV die Analytiker jüdischer Provenienz[29], damit auch Freud und die Wiener Kollegen[30], von denen sie die Psychoanalyse übernommen hatten. Unter dem Schirm einer scheinbar zur Rettung der Psychoanalyse notwendigen Anpassung an den Nationalsozialismus fand ein Kampf gegen deren Pioniere statt, von der Struktur her nebenbei ein brutal ausgetragener Generationenkonflikt mit der zumindest zeitlich ersten Gruppe von Analytikern in Wien und anderswo, die zumeist Juden waren, ganz zu schweigen von Freud. Dadurch wurde die Psychoanalyse deutscher, etwas grob vereinfacht auch hermeneutischer, gemischt mit medizinisch naturwissenschaftlichen Anteilen[31]. Sie wurde an den wissenschaftlichen Mainstream angepasst. Alle, die davon abwichen, finden sich bis in die Gegenwart hinein an den Rand gedrängt.

            Statt zu suggerieren, dass die Psychoanalyse als solche bekämpft wurde und sich heldenhaft gewehrt habe, dass sie einem Schicksal unterlag und ein großer Bruch sich ereignete, ist es im Gegenzug jedoch auch nicht besonders spannend und psychoanalytisch sogar zweifelhaft, einzelne Schuldige auszumachen, die aus welchen Gründen auch immer meinten, durch eine Kooperation mit den Nationalsozialisten die Psychoanalyse retten zu können. Es ist mit heutigem Abstand aber möglich, die Kontinuität zu befragen, die mit den 100 Jahren behauptet wird. Der sogenannte »große Bruch« hat offenbar nichts grundlegend an der Art der Rekrutierung und Bildung in der Psychoanalyse geändert, er findet sich eher als ein zu reparierender, nicht als einer, der Neuerungen generiert. Es sei ohne Scham die Frage gestellt, ob die Kassenfinanzierung psychoanalytisch inspirierter Therapie zum Wohle psychischer Kranker nicht auch Züge einer freiwilligen Wiederholung der Mitgliedschaft im Göring[32]-Institut (Deutsches Institut für psychologische Forschung und Psychotherapie) hat, ob sie weniger, oder zumindest nicht nur, dem Wohl der Patienten dient als vielmehr der gesellschaftlichen Anerkennung und dem sicheren Einkommen von Analytikern. Das hat, wie auch im Buch immer wieder schüchtern angedeutet, Effekte auf die Inhalte und den Stil der Ausbildung, die Rekrutierung und die Theoriebildung in der Psychoanalyse. – Um das klarzustellen: Es sollte viel Fantasie darauf verwendet werden, im Prinzip allen, die das möchten, den Zugang zur Psychoanalyse auch ökonomisch zu ermöglichen. Das wäre einer eigenen Abhandlung wert. Sicher wird das Ziel nicht erreicht durch die Verknappung von Kassensitzen und deren stückchenweisen Verkauf.

         Klaus Grabska allerdings macht deutlich: »Und doch gibt es keine Kontinuität, sondern einen katastrophalen Bruch in unserer Geschichte. Die Nazizeit und die schreckliche Verfolgung unserer jüdischen Kollegen führten zu einem grundsätzlichen Kollaps der Psychoanalyse in Deutschland.« (S. 23)

         Betrifft der Kollaps die organisatorischen Strukturen, die Anerkennung durch die IPV, den Streit zwischen DPV und DPG, die Arbeitsweise der Institute, die Form der Ausbildung, die Überzeugung, die zur »Empfehlung« des Austritts der jüdischen Kollegen führte, und die Affinität zur »deutschen Volksgesundheit«? Das wird in der Dokumentation nicht weiter ausgeführt. Kann die Nazizeit bewältigt werden? Muss sie nicht eher durchgearbeitet werden? Und das nicht nur als manifester Inhalt?

         Dabei würde die Psychoanalyse wohl nicht nur in Deutschland eine andere.

 

                  Zwischenbemerkung

 

Der Rezensent möchte betonen, dass er als Psychoanalytiker keineswegs außerhalb dieser Geschichte steht, auch wenn er nicht Mitglied der IPV ist, allerdings eine Ausbildung nach IPV-Richtlinien absolviert hat. Vielleicht schwingt in mancher Kritik am Buch auch eine enttäuschte Hoffnung mit. Er wollte einen Teil der Durcharbeitung im vorliegenden Buch finden. Denn auch Analytiker, die sich an der französischen Psychoanalyse orientieren, sind keineswegs außerhalb der Anforderung, sich mit der Geschichte der Psychoanalyse in Deutschland und anderswo zu befassen. Auch eine begründete Ablehnung einer, wie im Buch favorisierten, formalisierten Ausbildung bringt Tradition und unbewusste Transmission, in der jeder in der Psychoanalyse steht, nicht zum Verschwinden.

 

                  »Das alte Berliner psychoanalytische Institut«

 

So heißt die Überschrift über Michael Schröters Beitrag. Das klingt nostalgisch, beginnt aber mit einem sehr aktuellen Bezug. Freuds Wunsch sei es gewesen, seine Lehre an der Universität anzusiedeln. Das ließ sich damals nicht verwirklichen. »Derzeit gibt es in Deutschland starke Bestrebungen, die psychotherapeutische und damit auch die psychoanalytische Ausbildung der Regie privater Institute zu entziehen, sie zumindest teilweise in die Universität zu verlagern und in höherem Maße als bisher staatlich zu reglementieren.« (S. 27)

         Kein Wort davon, dass sie dann in eine Universität käme, die sich gegenüber den Bedingungen um 1920 stark verändert hat. So ist es kaum gelungen, für die größere Anzahl von Studierenden veränderte Bedingungen zu schaffen. Schröter argumentiert so, als wenn die Universität unter veränderten gesellschaftlichen Anforderungen an Bildung und Ausbildung – meist ökonomistisch formuliert –, nicht in weiten Teilen zu einer Berufsakademie gemacht worden wäre. Sie leidet an Unterfinanzierung[33], an Vorgaben einer fetischisierten Effektivität, stark an denen wirtschaftlicher Produktivität angelehnt. Immerhin wäre es, könnte man zynisch sagen, eine Gemeinsamkeit mit dem Gesundheitswesen, in dem auch tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie finanziert, optimiert und quantitativ evaluiert wird. Es passt wieder alles zusammen.

         Schröter charakterisiert die Situation um die Berliner Institutsgründung herum, nachdem Karl Abraham vergeblich versucht hatte, eine außerordentliche Professur zu erlangen, so:

 

»Die Freudianer, die sich daran gewöhnt hatten, ihre Arbeit in der Esoterik von selbstgeschaffenen Institutionen – Kongresse, Zeitschriften, Verein, Verlag – zu organisieren, mussten auch ihre Ausbildung in die eigene Hand nehmen.« (S. 27)

 

Schröter trifft mit dem beobachteten Abschluss nach außen etwas Richtiges. Er scheint aber nicht den Kern der Schwierigkeit zu verstehen, der darin liegt, dass es sich bei der Psychoanalyse und speziell bei der Ausbildung um den Versuch einer indirekten Wahrnehmung im Sinne des Arbeitens mit dem Unbewussten handelt, das nicht im positivistischen Sinne direkt greifbar ist und sich in den einzelnen Menschen in Relation zu anderen sehr unterschiedlich artikuliert und der Verschwiegenheit bedarf. Das Ganze findet in Übertragung statt, die nicht, wie in der Universität, nur billigend, meist verdrängt in Kauf genommen wird. Es braucht zweifelsohne einen Schutz, aber Schröter hat darin recht, dass die Psychoanalyse nur dadurch zu einem ernstzunehmenden Gesprächspartner wird, wenn sie ihre Inhalte immer wieder durch andere, fremde Diskurse, nicht nur ornamental hindurchlaufen lässt und sich dadurch erneuert.

 

                  Innereuropäische Migrationsbewegung

 

»Der Glanz der Psychoanalyse in den Weimarer Jahren, und damit des Berliner Instituts, verdankte sich weitgehend einer großen innereuropäischen Migrationsbewegung, die hauptsächlich Juden betraf. Er verblasste ab 1930, als führende Dozenten und Lehreranalytiker – Alexander, Radó, Sachs und Horney – nach Amerika zogen, wo sie wiederum nach Berliner Vorbild neue Institute schufen und maßgeblich am Aufbau neu gegründeter Institute mitwirkten.« (S. 35)

 

Siegfried Bernfeld, geboren in Lemberg/Lwiw, der in seinem letzten Vortrag vor seinem Tod, nicht zuletzt aus seinen Erfahrungen als Lehranalytiker in San Francisco, eine grundsätzliche Kritik am bisherigen Ausbildungsmodell ausarbeitete[34], wird hier nicht genannt. Er war nach seiner Flucht Mitbegründer einer äußerst produktiven psychoanalytischen Arbeitsgruppe in den USA. Als 1942 die Arbeitsgruppe als San Francisco Psychoanalytic Society and Institute zum konstituierenden Mitglied der American Psychoanalytic Association wurde, bedeutete das den Ausschluss von Bernfeld, Erik Erikson, Anna Maenchen, Nevitt Sanford und weiteren ›Laienanalytikern‹ von der Kandidatenausbildung. Die interdisziplinäre Kooperation ging verloren. Zur Gruppe gehörte auch der Physiker Robert Oppenheimer, der Konstrukteur der Atombombe. – Auch eine Form von Kontinuität.[35]

 

»Nur als Ehrenmitglied der Gesellschaft war es Bernfeld gestattet, auch weiter zu lehren, zu supervidieren und Lehranalysen durchzuführen.«[36]

 

Genauer trifft wahrscheinlich Nathan Adler den Sachverhalt:

 

»In 1942 the San Francisco Psychoanalytic Society was accepted as a member of the American Psychoanalytic Association. Though Bernfeld was the recognized leader of the psychoanalytic movement in San Francisco, a founding member of the San Francisco Psychoanalytic Society and Institute (now the San Francisco Center for Psychoanalysis) and its foremost teacher, he was permitted only an honorary membership, as the American did not grant full membership to analysts without medical degrees. Though frustrated with the Institute’s policies regarding lay analysts, its hierarchies, and other typical pitfalls of bureaucratization, Bernfeld maintained his affiliation with the Institute and continued to teach there. In 1944, however, he started his own informal training program at his home. This unauthorized training, clearly in violation of the rules of the American, began with a small group that included Suzanne Bernfeld, Nathan Adler, Agnes Ain, Steven Pepper, Marian Russell, and a couple of others (N. Adler, personal communication, November 1990).«[37]

 

                  Lehre und Analyse

 

Freud hatte, wie Thomas Aichhorn schreibt (S. 41), die Schwierigkeiten einer direkten, erzählend und argumentativ aufgebauten Lehre erkannt. Er setzte zwar weiter auf mündliche Wissensvermittlung, nahm aber keine Menschen in Analyse, die sich ihm als Schüler andienen wollten. Aichhorn weiter:

 

»Das Modell rationaler Wissensvermittlung, an dem Freud damals noch orientiert war, hatte sich als unbrauchbar erwiesen, zwischen vorschneller Leichtgläubigkeit und Unglaube war kein Mittelweg in Sicht. Der latenten Übertragung und den daraus resultierenden Behandlungswünschen entzog sich Freud, die Einsicht in die Notwendigkeit einer Lehranalyse hatte er damals noch nicht.« (S. 44)

 

Dass er diese Notwendigkeit je erkannt hätte, kann mit Fug und Recht bestritten werden. Die Forderung einer eigenen Analyse oder einer Selbstanalyse hat Freud als unerlässlich angesehen. Nur in der eigenen Analyse kann man Erfahrungen mit dem Unbewussten machen, sodass die Bildungen des Unbewussten bemerkt werden können und zuletzt der Analysand von der Existenz des Unbewussten überzeugt ist.[38] Die Lehranalyse ist mehr und etwas anderes; sie ist Lehre, spielt in einem anderen Register und ist ein Vorzeichen, das auf ein Ziel, einen Zweck der Analyse hindeutet.

 

»Ich rechne zu den vielen Verdiensten der Züricher analytischen Schule, daß sie die Bedingung verschärft und in der Forderung niedergelegt hat, es solle sich jeder, der Analysen an anderen ausführen will, vorher selbst einer Analyse bei einem Sachkundigen unterziehen. Wer es mit der Aufgabe ernst meint, sollte diesen Weg wählen, der mehr als einen Vorteil verspricht; das Opfer, sich ohne Krankheitszwang einer fremden Person eröffnet zu haben, wird reichlich gelohnt. Man wird nicht nur seine Absicht, das Verborgene der eigenen Person kennenzulernen, in weit kürzerer Zeit und mit geringerem affektiven Aufwand verwirklichen, sondern auch Eindrücke und Überzeugungen am eigenen Leibe gewinnen, die man durch das Studium von Büchern und Anhören von Vorträgen vergeblich anstrebt.«[39]

 

Freud behielt allerdings seine Skepsis gegenüber der Reichweite einer Analyse für werdende Analytiker bei und nannte sie nie Lehranalyse. Allerdings kommt er in die Nähe einer solchen Bezeichnung, wenn er schreibt, dass eine Analyse für zukünftige Analytiker

 

»nur kurz und unvollständig sein kann. Ihr hauptsächlicher Zweck ist, dem Lehrer ein Urteil zu ermöglichen, ob der Kandidat zur weiteren Ausbildung zugelassen werden kann. Ihre Leistung ist erfüllt, wenn sie dem Lehrling die sichere Überzeugung von der Existenz des Unbewußten, ihm die sonst unglaubwürdigen Selbstwahrnehmungen beim Auftauchen des Verdrängten vermittelt und ihm an einer ersten Probe die Technik zeigt, die sich in der analytischen Tätigkeit allein bewährt hat.«[40]

 

Das spricht für die von Serge Frisch in diesem Band nahegelegte Reihenfolge: erst Analyse, dann Ausbildung. Problematisch in der Formulierung Freuds ist aber, dass ein Analytiker aufgrund dessen, was er in der Analyse gehört hat, möglicherweise ein Urteil über die Zulassung zur Ausbildung, wohl vor Kollegen, fällt oder an einer solchen Entscheidung beteiligt ist. Leicht gerät man in Widerspruch zum Schweigegebot und der Vertraulichkeit des Sprechens in der Analyse.

         Genau an dieser kritischen Stelle hat später Jacques Lacan das Dispositiv der passe zur Diskussion gestellt, das in mannigfachen Versionen in der Folge auch in Verarbeitung von Fehlschlägen weitergeführt worden ist. Charakteristikum ist die Ablösung von der Analyse und der forschenden Öffnung durch die Rede des ehemaligen Analysanten vor Kollegen aus nicht nur der psychoanalytischen Vereinigung, deren Mitglied er werden will, die dies hinwiederum vertraulich und umgearbeitet als Ergebnis einer gemeinsamen Arbeit der Mitgliederversammlung vorstellt.[41]

         Man muss nicht auf Freud rekurrieren. Wenn aber eine Kontinuität der Ausbildung erzählt wird, wäre es interessant zu rekonstruieren, welche Diskontinuitäten in der Entwicklung liegen.

  • Ist Freud in Fragen der Ausbildung überholt?

  • Haben sich Bedingungen grundlegend geändert?

  • Es könnte auch die Frage aufgeworfen werden: Warum dauerte die Ausbildung 1920 sechs bis 18 Monate? (Flynn, S. 58)

 

Freud hatte mit der Gründung der Mittwoch-Gesellschaft Strukturmerkmale nicht nur einer psychoanalytischen Schulbildung, sondern auch, so könnte angenommen werden, »eine spannungsreiche Balance zwischen Institution und Privatheit, Distanzierung und Gefühlsbindung, Wissensvermittlung und affektiver Selbsterkenntnis bestimmt« (Aichhorn, S. 45), die ebenso Elemente einer Ausbildung sein könnte. Es war vor der Teilnahme keine Ausbildung zu absolvieren, Bedingung war der regelmäßige Besuch und einen Vortrag zu halten.

 

                  Großbritannien

 

Mit dem Bericht über die britische Geschichte der psychoanalytischen Ausbildung taucht im Streit um die Positionen von Melanie Klein ein weiterer Aspekt der Ausbildung auf: Erforschung und Arbeit mit psychotischen Zuständen. Ohne den Streit und die Einigung durch Aufteilung der Britischen psychoanalytischen Gesellschaft in drei Sektionen (S. 66) hier nachzuzeichnen, sei ein m.E. bedenklicher Teil der Übereinkunft genannt, dass der »Hauptzweck einer Lehranalyse wie einer therapeutischen Analyse darin bestehen muss, normales seelisches Funktionieren zu ermöglichen«[42] (S. 67).[43] Woher kommt diese Norm?  Oder ist das die ironische Version einer Norm, wie sie Winnicott formuliert hatte, »gut genug«, ohne festzulegen, was genug ist?

 

                  Frankreich

 

Christian Seulins Beitrag zur Geschichte der Psychoanalytischen Ausbildung in Frankreich macht auf eine anfängliche Spannung aufmerksam: Die Analyse zog die Aufmerksamkeit von Intellektuellen und Künstlern auf sich und erweckte bei den Medizinern Argwohn. Die Société Psychanalytique de Paris (SPP) hat dagegen das »Ziel, alle Mediziner französischer Sprache zu versammeln« (S. 76), die ein Interesse an der Psychoanalyse haben. Um die Ausbildung kommt es zu Konflikten. Einmal geht es um die Dauer und Frequenz von Sitzungen. Zunächst hatte Sasha Nacht Sitzungen à 45 Minuten und eine Frequenz von drei Sitzungen pro Woche eingeführt, dann beantragte Lacan Kurzsitzungen. Ein Streit bricht aus um die Ansiedlung der Ausbildung in einem privaten und unabhängigen Institut (Bonaparte und Nacht) oder in Form einer Brücke zur Universität (Lagache). Darin impliziert war der Vorwurf des Autoritarismus gegen Nacht, formuliert auch von Ausbildungskandidaten. Es geht quer dazu um das Spannungsfeld zwischen subversiver Wahrheit der Analyse und der Forderung nach Struktur und Ordnung (S. 80). Angegriffen innerhalb der SPP wir das Konzept »Lehranalyse«. Das führt dazu, dass Analysen bei allen Mitgliedern der SPP als Voraussetzung der Zulassung zur Ausbildung gelten.

         In der Abschaffung der Lehranalyse, zunächst in der Société Française de Psychanalyse (SFP), dann in der Association Psychanalytique Française (APF), stimmen Lacan und Laplanche überein.[44]

 

                  Anrecht der Armen

 

Orna Ophir erzählt, dass im New Yorker Psychoanalytischen Institut »die ›Hohepriester‹-Ärzte und Lehranalytiker von den regulären Mitgliedern, die selbst Mediziner waren, durch eine Samtkordel getrennt waren, während die jungen Kandidaten nur in den hinteren Reihen sitzen konnten.« (S. 87)

 

»Heute bietet das Institut, das nun den Spitznamen ›NYPSI‹ trägt, Sozialarbeitern Kaffee und Kekse an, um sie anzulocken, nachdem es in einigen Jahren überhaupt keine Bewerber für die Ausbildung hatte.« (S. 87)

 

»Im Gegensatz zum ursprünglichen europäischen Modell, das im Berlin der Weimarer Republik oder im Roten Wien praktiziert wurde und bei dem die kostenlose Behandlung der Allgemeinbevölkerung durch angehende Psychoanalytiker im Mittelpunkt des Ausbildungsprozesses stand, waren die Bemühungen um eine kostengünstige Behandlung der Allgemeinbevölkerung durch Kandidaten in den Ausbildungsinstituten in New York nie erfolgreich […], und die Analyse der Kandidaten anstelle der Behandlung von Ambulanzpatienten durch Analyse wurde zum zentralen Bestandteil der Ausbildung.« (S. 88)

 

Orna Ophir berichtet beispielhaft über die hierzulande kaum bekannte Caroline Newton, Übersetzerin von Thomas Mann, Jakob Wassermann und W.H. Auden, und ihr Schicksal im New Yorker Institut. Newton ging für eine Zeit nach Wien, machte Analyse bei Freud, nahm 1922 zum ersten Mal an einer Sitzung der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung teil und beeindruckte Freud mit der Idee, »dass Tausende von Sozialarbeitern an Freuds Theorie und Praxis interessiert sein könnten.« Wie Freud 1918 in Budapest betont habe, dass auch die Armen ein Recht auf seelische Hilfeleistung hätten (S. 91f). »Und daß die Neurosen die Volksgesundheit nicht minder bedrohen als die Tuberkulose« (Freud)[45]. Newton neigte eher der Wiener Tendenz zu, die Psychoanalyse auf alle Bereiche der Therapie und der Pädagogik zu beziehen, denn als medizinisches Spezialfach zu etablieren. In Wien wurde »eine Vielzahl« von begabten Personen aus Jura, Philosophie, Geisteswissenschaften und Pädagogik in Ausbildung genommen wie Anna Freud, Ernst Kris, August Aichhorn, Berta Bornstein, Erik Erikson, Otto Rank und Hanns Sachs. Newton übersetzte Ferenczi und Rank, war Gast des New Yorker Instituts, wurde aber ausgeschlossen, als sie sich als Analytikerin selbstständig machte und eine psychoanalytische Ambulanz aufbauen wollte.

         Newton wurde zum Testfall (Peter Gay) im Streit zwischen Freud und seinen amerikanischen Anhängern (S. 97). Dabei ging es um die Freizügigkeit der Analyse, um das gegenseitige Vertrauen in unterschiedliche Zugänge und Wege zu ihr. Die Konflikte schwelen weiter:

 

»Freuds Albtraumszenario, dass staatlich bestellte Prüfungsausschüsse über die psychoanalytische Ausbildung und Zertifizierungsverfahren entscheiden und diese regulieren, ist im Staat New York teilweise verwirklicht worden« (S. 105),

 

stellt Orna Ophir in ihrem sehr lesenswerten Beitrag fest. – Eine Ähnlichkeit mit dem, was Bernfeld in San Francisco widerfuhr, ist erkennbar.

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                  Argentinien

 

Marcela Bouteiller berichtet über die Ausbildung in Argentinien, dass 1933 eine Gruppe argentinischer Schriftsteller Freud wegen des Antisemitismus in Europa einlud, sich in Argentinien niederzulassen. Seine Bücher waren in Buenos Aires ausverkauft. – Dass Marie Langer als Jüdin aus Wien floh, liest sich so: »Ihr Lehranalytiker war Richard Sterba. Sie kam 1942 nach Argentinien.« (S. 114)

         Einer der Pioniere der argentinischen Psychoanalyse, Celes Cárcamo, »stammte aus einer Familie von Großgrundbesitzern. Er war ein Liebhaber der argentinischen Gebräuche und studierte Medizin. Die Synthese dieser Einflüsse lässt sich in seinem Werk erkennen.« (S. 113)

         Bei Bouteiller kann man nachlesen, wie stark der Austausch mit anderen lateinamerikanischen Ländern und Europa war. Zentriert um die Entwicklung der formal notwendigen Ausbildung nach APA-Richtlinien. 1972 kam Serge Leclaire nach Argentinien und ab da wurden Lacans Ideen Teil des offiziellen Lehrprogramms, »wobei Fragen zu den lacanianischen Konzepten, wie man Analytiker wird, beiseite gelassen wurden.« (S. 118)

 

                  Deutschland nach 1945

 

Über die Entwicklungen in Deutschland nach 1945, »nach dem politischen, sozialen und moralischen Zusammenbruch des sogenannten Dritten Reichs« (S. 121), schreibt Ingo Focke.

         Seinen Beitrag liest man am besten von hinten (ab S. 133) nach vorne. Dort werden nach dem Durchgang durch die komplizierte Geschichte der Psychoanalyse in Deutschland nach 1945 entscheidende Konsequenzen für die Veränderung der Ausbildung deutlich genannt, ohne dass diese konzeptionell als solche vorgesehen waren oder theoretisch erarbeitet wurden. Focke nennt die Streitigkeiten zwischen einzelnen Analytikern und Fraktionen. Als Leser gewinnt man den Eindruck, dass diese Streitigkeiten Effekt eines nichtdurchgearbeiteten Weiterwirkens der Gewalt des NS-Regimes gegen Juden sind. Expliziert wird das nicht.

         Die Nichtbefassung mündete in der Folge als Integration der Psychoanalyse ins Gesundheitswesen, fast als wäre damit alles wieder heil. Psychoanalyse wurde, so Focke, in Deutschland zum Machtfaktor in der Gesundheitspolitik, die Ausbildung endet mit einer staatlichen Prüfung, die für Psychologen zu einer Approbation führt. Die Berufsausbildung mit folgender Kassenabrechnung lockt Nachwuchs an. Die zunehmende Regulierung des Gesundheitswesens durchtränkt die Anforderungen an die Ausbildung und erschwert die Entwicklung einer psychoanalytischen Haltung und eines solchen Denkens. Die Professionalisierung der Psychotherapie wurde, so Focke lakonisch, von »Psychoanalytikern gestaltet im Dienste der Wahrung von Einfluss und der Absicherung der wirtschaftlichen Existenz«. Dadurch gewannen die Kostenträger einen erheblichen Einfluss auf die psychoanalytische Ausbildung. »Heute hat es die Psychoanalyse schwer sich zu behaupten.« (S. 137)

         Der Beitrag muss notgedrungen vieles abkürzen, gibt aber einen roten Faden durch die Entwicklung, die man auf der Basis der Nachzeichnungen Fockes weiterverfolgen kann. Gestolpert bin ich über eine Einleitungsfrage: »Wie kann man ein deutscher Psychoanalytiker werden, wie kann man ein deutscher Psychoanalytiker sein?« (S. 122) Gemeint ist wohl die Frage, wie man in Deutschland, bei/mit/angesichts? der Geschichte immer wieder Psychoanalyse praktizieren kann, wo doch 1933 die jüdischen Mitglieder der DPG von der DPG ausgestoßen wurden (S. 123). Focke zeichnet nach, zu welchen Verwerfungen und Wiederholungen dieses Erbe führt. »Die Psychoanalyse stand ausdrücklich nicht im Zentrum der damaligen Initiativen, obwohl sie von Mitgliedern der ehemaligen DPG vorangetrieben wurden.« (S. 124) Ein seltsamer Satz, der Anlass für weitere Ausdeutungen geben könnte. Viele der in Deutschland Gebliebenen verstanden sich als Opfer. Eine zumindest latente Feindschaft gegen Psychoanalyse zugunsten integrativer Konzepte der Volksgesundheit blieben. Und ebenso immer wieder wie bei Annemarie Dührssen eine bemerkenswerte Art, nach spezifisch jüdischen Elementen in der Psychoanalyse[46] zu suchen bzw. erkennbar jüdische Elemente als schon lange in der europäischen Tradition bekannte Themen zu behandeln. Antisemitismus kann man das nicht nennen. Vielleicht nur wegen der essentialistisch ausgerichteten Erkenntnispolitik dann doch latenten Antisemitismus.

         Fockes Beitrag benennt die kritischen Punkte. Aber es bleibt auch bei ihm unklar, was der Zusammenhang zur Ausbildung wäre.

 

                  Notwendigkeit einer eigenen Analyse

 

Eike Hinze spricht wunde Punkte des Konzeptes der Lehranalyse in seinem Beitrag bewusst und aus Versehen an. Er entwickelt nichts aus dem langen Zitat aus Freuds »Ratschlägen für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung« (S. 142), das er für die Einführung der Lehranalyse durch Freud hält, wovon er selbst zutreffender Weise sagt, dass hier von der »Notwendigkeit einer eigenen Analyse« gesprochen wird. Eine eigene Analyse ist keine Lehranalyse. Freud spricht von der Beziehung zwischen »dem Analysierten und seinem Einführenden«. Eine Einführung ist nicht zwangsläufig eine Lehre, ebenso wenig muss sie didaktisch sein, wie es die Bezeichnungen in den romanischen Sprachen nahelegen. In »Die Frage der Laienanalyse« – die übrigens im gesamten Buch kaum diskutiert, nur als Bezeichnung konstatiert wird – macht Freud den Vorschlag der sorgfältigen Ausbildung von Lehranalytikern für Geisteswissenschaftler, um der wichtigen Anwendung der Psychoanalyse in den Wissenschaften gerecht zu werden. Er sieht Psychoanalyse als Forschungsmittel in unterschiedlichen Wissenschaften und nicht nur im Gebrauch der Analyse zwecks Therapie der Neurosen[47]. »Das Ganze erfordert aber ein gewisses Maß von Bewegungsfreiheit und verträgt keine kleinlichen Beschränkungen.«[48]

         Da wäre man bei dem zentralen Anliegen von Hinze und dem von ihm zitierten Otto Kernberg. Hinze, wie viele andere auch, macht keinen Unterschied zwischen Einführung, Begleitung, Intervention, Deutung und Unterbrechung. Lehre, die Hinführung des Lehrlings zur sicheren »Überzeugung von der Existenz des Unbewußten«, ist nicht zu verwechseln mit etwas, das gelehrt wird. Freuds von Hinze erwähnter Vorschlag einer periodisch alle fünf Jahre aufzunehmenden Analyse habe »später keinen Niederschlag in psychoanalytischen Ausbildungsgängen gefunden« (S. 143). Punkt.

         Immerhin wird die Entwicklung in Frankreich nach 1945 als Möglichkeit referiert: »Die dort vorgenommene Entkoppelung der persönlichen Analyse des Kandidaten von seiner Ausbildung lässt sich rein psychoanalytisch diskursiv begründen und diskutieren.« (S. 144) Daraus folgt nichts. – Der Candidus, jemand, der sich um ein Amt bewarb, trug in Rom eine weiße Toga. Bei Wahlen mussten auch die Adligen eine weiße Toga ohne roten Streifen tragen, um die Chancengleichheit herzustellen. –  Die Institution Lehranalyse ist trotz der These von Hanns Sachs – »Wie man sieht, braucht die Analyse etwas, was dem Noviziat der Kirche entspricht« (S. 146) – nicht gleichzusetzen mit dem Noviziat. Hinz fährt fort: »Dennoch: Vergleiche wie die von Sachs weisen oft nicht nur auf oberflächliche Ähnlichkeiten hin, sondern beruhen auch auf tieferliegenden Verwandtschaften.« (S. 146)

 

                  Kontrollanalyse

 

Die Geschichte des zweiten Elements der nach Eitingon benannten Form der Ausbildung, die Kontrollanalyse, die durchgehend im Buch Supervision genannt wird, stellt Gisela Grünewald-Zemsch vor. Sie stellt noch genauer zu befragenden Punkte einer wichtigen Praxis zwischen Analyse, Forschung, Aneignung von Wissen, »das immer auch ein Un-Wissen ist« (S. 155), in den Raum: Weiterentwicklung durch die Herausforderungen der Praxis und die jeweiligen biographisch gewordenen Eigenarten der Analytiker. Es wird deutlich, dass in der Kontrollanalyse viele Potenziale stecken, dass es sich um ein Dispositiv zwischen Analyse, ersten Berufserfahrungen, Verhältnis zwischen den Generationen, Forschungsinstrumentarium handeln könnte, dass aber eine große Herausforderung darin liegt, die Kontrolle, im ursprünglichen Sinne des Wortes als nochmaliges Artikulieren, eine Rolle, die das, was in der einen Rolle verzeichnet ist, noch einmal anders sagt, dadurch zu verderben, dass sie in einem alltäglicheren Sinne der Kontrolle als Beherrschung geopfert wird. Wenn der Kontrollanalytiker als ›Agent eines Instituts‹ über Entscheidungsbefugnisse verfügt, was den erfolgreichen Abschluss der Ausbildung angeht, wird es eng.[49] Ein Großteil der Transparenzforderung stammt von Kandidaten, wie es heißt, aus der Situation der Abhängigen, weniger aus einem Forschungsinteresse. Es sollen die Kriterien klar sein, nach denen die Arbeit in der Supervison vonstatten geht und die Kandidaten bewertet werden. So formuliert, ist schon akzeptiert, dass bewertet wird und werden kann.

         Vielleicht wäre es konsequent aus dem Überblick, den Grünewald-Zemsch gibt, die Supervisionen in der Ausbildung an Instituten von außen zu supervidieren, jedenfalls damit systematisch zu experimentieren. Ein fiktives und dadurch sehr zutreffendes Beispiel (S. 165ff) aus ihrer Forschung zeigt, wie hoch der Druck in der Ausbildung werden kann, nicht zu versagen, bei den Supervidierten und nicht weniger bei den Supervisoren. Scham und Aggressivität seien Folgen einer zu sehr als Überwachung, einer als richtig und erfolgreich unterstellten Psychoanalyse. Sie nennt zum Schluss die psychoanalytische Ausbildungssupervision einen Ort der Verwicklungen (S. 167). Das klingt nach Leben.

 

                  Sehnsucht nach systematischem Unterricht

 

Eva Schmid-Gloor berichtet über die »dritte Säule« des Eitingon-Modells. Sie sieht die theoretische Ausbildung geprägt von einer Sehnsucht nach systematischem Unterricht. Neben der therapeutischen Orientierung stellt sie ein historisch gewachsenes Interesse an geisteswissenschaftlichen Kursen (!) fest. Darin werden die Künste gleich integriert im Modus der Anwendung von Psychoanalyse, nicht umgekehrt als Befragung der Psychoanalyse.

         Nirgendwo in der Bestandsaufnahme wird die Produktivität der Naturwissenschaften für die Bildung des Analytikers erwähnt. Sie fragt nach den impliziten und expliziten Lernzielen und bedauert, dass Lehre offenbar nach sehr individuellen Eigenarten der Lehrenden durchgeführt wird. Sie wünscht, dass Übertragungsbeziehungen auch in die theoretische Ausbildung einbezogen werden. Also doch die individuellen Eigenarten?

 

                  »›Mörderischen‹ Gewalt der ersten Analytiker«

 

Serge Frisch beginnt sein Statement mit der starken Aussage: »Die Ausbildung von Psychoanalytikern kann nicht außerhalb der von der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung (IPV) aufgestellten Kriterien besprochen werden« (S. 185). Dieser Satz steht eigentlich als Motto über der gesamten Dokumentation. Er ist offenbar nicht als Vorschrift gemeint, sondern eher als ein zu überwindender Start – jedenfalls wünscht der Rezensent das so.

         Frisch erinnert an »das Verschwinden unserer jüdischen Kollegen« in der Vorkriegszeit in Berlin. Nicht dass die Psychoanalyse in Deutschland die Ermordung der Juden hätte verhindern können, aber fragen kann man schon, wie es zur angeblichen Rettung der Psychoanalyse durch den Ausschluss der jüdischen Mitglieder kam, ob der Umgang nicht auch mit dem Unverständnis dessen, was da gerettet werden sollte, zu tun hat. Umso mehr, als Frisch diese Ausschlüsse mit historisch früheren gewagt in Zusammenhang stellt:

 

»Es ist zweifellos der ›mörderischen‹ Gewalt dieser ersten Analytiker um Freud, die andersdenkende Kollegen wie Adler, Jung und einige andere ausschlossen, zu verdanken, dass sich die freudianische Psychoanalyse entwickeln konnte und nicht durch vielfältige Einflüsse abstumpfen oder ›verwässert‹ wurde.« (S. 187)

 

Frisch lobt an der Eitingon-Ausbildung, dass sie Laien zuließ. Eitingon habe »1925 die Internationale Unterrichtskommission (IUK) gegründet, [und jetzt kommt eine seltsame Datierungshilfe; KJP], das heißt zwei Jahre, nachdem Freud an Krebs erkrankte« (S. 188). Frisch skizziert dann kurz, wie die American Psychoanalytic Association versuchte, Macht über die IPV zu erlangen, inklusive des Ausschlusses von Laien. Dazu gehöre die »Lüge« der IPV bis 2001, dass es eine einheitliche Ausbildung gäbe. Sie war, so zitiert er Widlöcher[50], »zweifellos moralisch nicht zu rechtfertigen, aber vor allem ungesund für das Leben der Institution« (S. 190).

         In Frankreich hätten zwei Revolutionen stattgefunden. Lacan rüttelte »die schlafende analytische Welt mit seinen verkürzten Analysestunden auf« (S. 190), deren Zweck es war, nur so kann Frisch das offenbar in sein Denken einordnen, »viele Kandidaten in Analyse zu nehmen, um so größeren Einfluss in seiner Gesellschaft zu erringen und [?] ein ›Zurück‹ zu Freud und seiner Metapsychologie zu beanspruchen« (S. 190).

 

                  »Großvaterklausel«

 

Der Mai 1968 habe sodann auch die psychoanalytischen Institutionen in Frankreich »tief erschüttert«. Der Status des »Lehranalytikers« wurde auf Betreiben von Laplanche und Pontalis abgeschafft – dazu hatten sie sich offenbar von Lacan anregen lassen –, die Analyse kann von da an vor der eigentlichen Ausbildung stattfinden, um die Unabhängigkeit des Kandidaten von der Institution zu fördern. Die Ausbildung endet mit einem Gespräch, ähnlich der Lacanschen passe, nicht wie in Deutschland mit einer Prüfung. Das führt zu enormen Schwierigkeiten in der IPV, die 1973 unter der Präsidentschaft von Lebovici durch eine »Großvaterklausel« nach dem Modell des 15th Amendment (1870) zur amerikanischen Verfassung gegen die Diskriminierung von Schwarzen und anderen rassischen Minderheiten beim Wahlrecht umgangen wurden. Und das ging so: Um den Weißen den Machterhalt zu gewährleisten, hatten einige Staaten eine poll tax (Kopfsteuer) eingeführt. Nur wer die hohe Steuer zahlte, erlangte das Wahl- und Stimmrecht. Entscheidend war aber: Jeder, dessen Vater oder Großvater in einem bestimmten (vor der Sklavenbefreiung liegenden) Jahr in diesem Staat wählen durfte, durfte steuerfrei wählen. – Übersetzt hieß das wohl aus Sicht der IPV für die Psychoanalyse in Frankreich und in ähnlichen Fällen: Es gab in den Anfängen der Analyse in Frankreich richtige Lehranalytiker, dies vererbt sich. Und die bestehenden Vereinigungen müssen nicht den Preis einer Neuaufnahme zahlen mit den notwendigen Überprüfungen.

         »Wie wir wissen, kann die Institution einer der besten Widerstände gegen die Psychoanalyse sein!« (S. 193), schreibt Frisch und empfiehlt wenig verblümt das »französische Modell«.

 

                  100 Jahre

 

Einen anderen Aspekt dieser Schwierigkeit bespricht Angelika Staehle: Die extreme Spannung zwischen einer zentralistischen Haltung und der Vereinheitlichung der Ausbildung vs. Streben nach Autonomie und Gestaltung. Schon im historischen Rückblick zeigt sich, dass die Einheitlichkeit der Ausbildung, als immer noch hintergründiges Ziel, schon immer eine Illusion war. Staehle weiß von mindestens 24 verschiedenen Modellen. Dabei zeichne sich die deutsche Version als eine zielgerichtete Ausbildung für eine Profession aus, die französische als Lernen aus der analytischen Erfahrung. Es bleibt »Ambiguitätstoleranz als zentrale Tugend des Analytikers« (S. 203), die Differenzen in den Ausbildungsmodellen sollen als Quelle der Inspiration und der Stärke gesehen werden, allerdings »innerhalb der IPV« (S. 204).

 

                  Kandidatenperspektive

 

Im abschließenden Beitrag aus Kandidatenperspektive von Artur Sousa wird einer vierten Säule der Ausbildung das Wort geredet: »Erwerb der Fähigkeit, in Gruppen zu arbeiten und mit Kollegen Erfahrungen zu teilen« (S. 208). Von einem Wunsch nach Wandel, von anderen Ideen, von Kritik ist ansonsten nichts zu vernehmen. Aber vielleicht ist ja die Überwindung des individualistischen Blicks in der Konsequenz doch eine sehr radikale Änderung für Theorie und Praxis der Psychoanalyse.

[1] https://www.risszeitschriftfuerpsychoanalyse.org/

[2] Vgl. Rouzel, Joseph: Letzlich, es gibt nur das, das soziale Band, in: RISS – Zeitschrift für Psychoanalyse. Freud – Lacan, 2012, Heft 77, S. 29–43

[3] Meine Assoziation springt zu Loos, Adolf: Ornament und Verbrechen (1931), hg. von Peter Stuiber, Wien 2012, Metroverlag.

[4] »SPIEGEL: Herr Professor, die Allgemeinen Ortskrankenkassen haben sich vor einigen Wochen bereit erklärt, künftig die Kosten für sogenannte große Psychotherapie zu übernehmen. Mit dem Krankenschein auf die Couch des Psychoanalytikers -- sehen Sie darin einen späten Sieg Sigmund Freuds in Deutschland?/ MITSCHERLICH: Ja. Allerdings ist noch offen, wie das nun in der Realität aussehen wird. Man muß fragen, erstens: Wer werden diese Behandler sein, die in den Genuß des Krankenkassenhonorars kommen? Werden das Psychoanalytiker mit internationalem Ausbildungsstandard sein -- die, wie Sie wissen, in unserem Land überaus rar sind?« Mitscherlich, Alexander: »Teufel noch mal, das haben sie nicht gern« (Interview), in: Der Spiegel, 17.12.1967, DER SPIEGEL 52/1967 , online: https://www.spiegel.de/kultur/teufel-noch-mal-das-haben-sie-nicht-gern-a-06bb6863-0002-0001-0000-000046165079[06.06.2022]

[5] Für Alexander Mitscherlich war selbst eine Lehranalyse ein schwieriges Unterfangen. Er wollte sich offenbar dem zunächst nicht unterziehen. »Mitscherlich wollte und glaubte, dass es ausreicht, wenn er und seine Mitarbeiter der DPV beitreten. Es fiel ihm schwer zu akzeptieren, dass die DPV auf einer eigenen Analyse mit einem von der IPA anerkannten Ausbildungsanalytiker bestand. 1956 wurde Mitscherlich Mitglied der DPV und holte diese Forderung 1958 nach, als er für ein Jahr zu Paula Heimann nach London ging.« Vgl. Brecht, Karen: In the Aftermath of Nazi-Germany: Alexander Mitscherlich and Psychoanalysis – Legend and Legacy, in: American Imago. The Johns Hopkins University Press Stable, 1995, 52. Jg., Heft 3, S. 291–312, hier S. 301, online: https://www.jstor.org/stable/26304611 [27.10.2022]. Zustimmend in Bezug auf die »mangelnde formale Ausbildung«: Rabinbach, Anson: Response to Karen Brecht, »In the Aftermath of Nazi Germany: Alexander Mitscherlich and Psychoanalysis – Legend and Legacy«, in: ebd., S. 313–328, hier S. 313

[6] Safouan, Moustafa: Die Übertragung und das Begehren des Analytikers, Übers.: G. Schnedermann, Würzburg 1997, Königshausen & Neumann, S. 144: Safouan betont, dass das Begehren des Analytikers durch eine Begrenzung wirkt: »Seine Begrenzung ist eine innere: diejenige, die es im geeigneten Moment korrekt zwischen Narzißmus und Begehren […] wählen läßt.«

[7] »Ich sage mir oft: Nur nicht heilen wollen, lernen und Geld erwerben! Das sind die brauchbarsten bewußten Zielvorstellungen.«  Freud, Sigmund; Jung, Carl Gustav: Briefwechsel, hg. von W. Mcguire u. W. Sauerländer, Frankfurt am Main 1974, Fischer, Brief vom 25. Januar 1909, S. 224.

[8] »Dieser ›freiwillige‹ Austritt aller jüdischen Psychoanalytiker sei notwendig gewesen, um die nun ›arische‹ DPG zu retten. Es folgten weitere taktische Manöver. Anfang der 1950er Jahre fand der jüdische Emigrant Fromm seinen Namen nicht mehr in der IPV-Mitgliederliste. Es wurde ihm angeboten, sich noch einmal zu bewerben, wenn auch seine Position doch zwischenzeitlich – hier ähnelt sein Schicksal demjenigen Reichs – auch nicht mehr mit Freud vereinbar sei.« Kaufhold, Roland; Hristeva, Galina: »Das Leben ist aus. Abrechnung halten!« – Eine Erinnerung an vertriebene jüdische Psychoanalytiker unter besonderer Berücksichtigung von Wilhelm Reichs epochemachenden Faschismus-Analysen, in: Psychoanalyse im Widerspruch, 2021, 33. Jg., Heft 66, S. 7–66, hier S. 49. »›Konservative‹ Funktionäre wie Boehm, Müller-Braunschweig und Jones betrieben und legitimierten daraufhin Standespolitik. Diese lief in der Praxis darauf hinaus, die jüdischen Kollegen aus den Institutionen hinauszudrängen bzw. hinauszuwerfen; bei einigen von ihnen versuchten die nun ›judenfreien‹ psychoanalytischen Institutionen sogar, ausstehende Mitgliedsbeiträge sogar noch im Exil einzutreiben. Deren Verfolgung und Vertreibung – ca. 30 Psychoanalytiker und Widerständler wurden ermordet, ihr Leben endete in Auschwitz, in Theresienstadt und in weiteren deutschen Vernichtungslagern […] – wurden als ein notwendiges ›Übel‹ betrachtet, um die Psychoanalyse zu ›retten‹. Einige Autoren schreiben dieses uns befremdende Mantra bis heute fort.« Ebd. S. 12. Siehe auch Lohmann, Hans-Martin; Rosenkötter, Lutz: Psychoanalyse in Hitlerdeutschland. Wie war es wirklich?, in: Psyche. Zeitschrift für Psychoananalyse und ihre Anwendungen, 1983, 37. Jg., Heft 12, S. 1107–1115 und dies. (Hg.), Psychoanalyse und Nationalsozialismus – Beiträge zur Bearbeitung eines unbewältigten Traumas, Frankfurt am Main 1984, Fischer.

[9] Ich bin schon lange auf der Suche nach einem Ausdruck, der eine (milde) institutionalisierte Zusammenarbeit bezeichnet. Vereinigung ist gerade im psychoanalytischen Bereich meist schon der Eigennamen eines Vereins, Assoziation ebenso, Gemeinschaft ist zu fest und belastet. Und so kam ich zu https://www.dwds.de/wb/dwb/gesellung und https://books.google.de/books?id=hsDwBgAAQBAJ&pg=PA29&lpg=PA29&dq=gesellung&source=bl&ots=NX8yeAnicT&sig=ACfU3U1oLskf0MHghcflANnGd1jhXK23Xg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiLs53ur6j5AhW1X_EDHXY3CmUQ6AF6BAgSEAM#v=onepage&q=gesellung&f=false [10.08.2022]

[10] »Dagegen sehe ich, daß die Differenz zwischen uns sich auf ein Kleinstes, ein Detail der Technik, zuspitzt, das eine Erörterung wohl verdient. Sie haben kein Geheimnis daraus gemacht, daß Sie ihre Pat. (ienten) küssen und sich von ihnen küssen lassen; auch hatte ich dasselbe schon von meinen Patienten (via Clara Thompson) gehört. Nun scheiden sich, wenn Sie ausführlichen Bericht über Technik und Erfolge geben, für Sie zwei Wege. Entweder Sie teilen dies mit, oder Sie verschweigen es. Letzteres, wie Sie sich denken können, ist unwürdig. Was man in der Technik tut, muß man auch öffentlich vertreten.« Falzeder, Ernst; Brabant, Eva (Hg.), Sigmund Freud / Sándor Ferenczi. Briefwechsel, Band III/2, 1925–1933, Wien 2005, Böhlau, S. 272f.

[11] Siehe die unten noch erwähnte Großvaterklausel.

[12] Im Sinne des Grundgesetzes: Alle Gewalt geht vom Volke aus. Die Feststellung des Bestehens einer Prüfung, der Aufnahme in einen Ausbildungsgang ist eine solche Gewaltanwendung.

[13] Hinweise auf eine solche Auseinandersetzung lassen sich in Alfred Ernest Jones Freud-Biografie finden, wie Zaretsky schreibt: »Jones’ Biographie, die Anna Freud der ›würdigen Tochter eines unsterblichen Mannes‹ gewidmet war, erschien ab 1954. So mächtig war Freuds Bild, daß manche Analytiker den Jones unterstellten Prozeß der Reifung in den letzten Jahrzehnten seines Lebens darauf zurück führten, daß er im Material versunken sei. Jones suchte den wissenschaftlichen Charakter der Analyse hervorzuheben, betonte daher Freuds Verhältnis zu Brückes Materialismus und spielte demgegenüber Freuds Teilnahme an den philosophischen Vorlesungen von Franz Brentano herunter. Noch immer kämpfte Jones mit den Nachwirkungen eines charismatischen Umbruchs, deshalb schrieb er auch den Erfahrungen des Männerbunds keine große Bedeutung zu, ignorierte alle Verbindungen, die es zwischen Analyse und Politik gegeben hatte, beglich alte Rechnungen mit Rank und Ferenczi und gab so ein Beispiel für das, was Peter Homans die ›Urangst‹ der Psychoanalyse nannte – nämlich, daß sie als eine Religion mißverstanden werden könnte.« Zaretsky, Eli: Freuds Jahrhundert, Wien 2006, Zsolnay, S. 418

[14] Vgl. Psychanalyse, Inter-Associatif Européen de (Hg.): Une passe sans école mais pas sans adresse, Paris 2010, Éditions des crépuscules. Und zum Überblick vgl. Tardits, Annie: Les formations du psychanalyste. Ramonville Saint-Agne 2000, Erès

[15] Gur, Batya: Denn am Sabbat sollst du ruhen, Übers.: M. Zibaso. München 1994, Goldmann. Siehe auch: https://www.buechernachlese.de/archiv/uk_gur_batya_sabbat.html [27.08.22]

[16] Mehr dazu weiter unten.

[17] Kernberg, Otto F.: Dreißig Methoden zur Unterdrückung der Kreativität der Kandidaten der Psychoanalyse, in: Psyche. Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen, 1998,  Heft 3,  S. 199–213; Cremerius, Johannes: Für eine psychoanalyse-gerechte Ausbildung!, in: ebd., 1987, 41. Jg., Heft 12, S. 1067–1096; Wiegand-Grefe, Silke: Die Destruktivität in der psychoanalytischen Ausbildung – Plädoyer für eine Ausbildungsreform, in: Forum der Psychoanalyse, 2004, 20. Jg., Heft 3, S. 331–350; Bohleber, Werner: Gewalt in psychoanalytischen Institutionen, in: Luzifer-Amor, 2000, Heft 13, S. 7–15; Dahmer, Helmut, u.a.: Zur gegenwärtigen Situation der Psychoanalyse. Memorandum Kritische Freunde der Freudschen Psychoanalyse, in: Psyche. Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendung, 2014, 68. Jg., Heft 5, S. 477–484

[18] »Da diese Anstalten ihren Zweck indess nur erreichen können, wenn jede, soviel als immer möglich, der reinen Idee der Wissenschaft gegenübersteht, so sind Einsamkeit und Freiheit die in ihrem Kreise vorwaltenden Principien. Da aber auch das geistige Wirken in der Menschheit nur als Zusammenwirken gedeiht, und zwar nicht bloss, damit Einer ersetze, was dem Anderen mangelt, sondern damit die gelingende Thätigkeit des Einen den Anderen begeistere und Allen die allgemeine, ursprüngliche, in den Einzelnen nur einzeln oder abgeleitet hervorstrahlende Kraft sichtbar werde, so muss die innere Organisation dieser Anstalten ein ununterbrochenes, sich immer selbst wieder belebendes, aber ungezwungenes und absichtsloses Zusammenwirken hervorbringen und unterhalten.« Humboldt, Wilhelm von: Ueber die innere und äußere Organisation der höheren wissenschaftlichen Anstalten in Berlin (1809/10), in: Flitner, Andreas; Giel, Klaus (Hg.): Schriften zur Politik und zum Bildungswesen, Bd. 4, Darmstadt 1969, WBG, S. 253–265, hier S. 253

[19] Derrida, Jacques: Die unbedingte Universität, Frankfurt am Main 2001, Suhrkamp, S. 15–36, insb. S. 22

[20] Valentin, Karl: Ich nehm den Fisch und tu ihn ertränken – Monologe eines gescheiterten Musikclowns (1908–1912), in: Schulte, Michael (Hg.): Das große Karl-Valentin-Buch, München 1974, Piper, S. 13

[21] Schon damit hatte einer der Protagonisten der DPV, der später ein Ausbildungsinstitut in Frankfurt am Main gründete, große Schwierigkeiten. Siehe Lockot, Regine: DPV und DPG auf dem dünnen Eis der DGPT – Zur Beziehungsgeschichte von Deutscher Psychoanalytischer Vereinigung (DPV) und Deutscher Psychoanalytischer Gesellschaft (DPG) innerhalb der Deutschen Gesellschaft für Psychotherapie und Tiefenpsychologie (DGPT) bis 1967, in: Psyche. Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen, 2010, 64. Jg., Heft 12, S. 1206–1242, hier S. 1214ff.

[22] Freud, Sigmund: Die Frage der Laienanalyse (1926), in: Studienausgabe, Ergänzungsband, Frankfurt am Main 1975, Fischer, S. 271–349, hier S. 339

[23] Stern, Anne-Lise: Früher mal ein deutsches Kind – Auschwitz, Geschichte, Psychoanalyse, mit einem Vorwort von Nadine Fresco und Martine Leibovici, Übers.: E. Reinke, Gießen 2020, Psychosozial, S. 181f.

[24] Siehe hierzu Brecht: In the Aftermath of Nazi-Germany

[25] Freud, Sigmund: Abriß der Psychoanalyse (1938), in: Gesammelte Werke, Bd. XVII, Frankfurt am Main 1976, Fischer, S. 63–138, hier S. 105

[26] Kaufhold/Hristeva: »Das Leben ist aus. Abrechnung halten!«, S. 11

[27] Die Webseite https://mitfreudinberlin.jimdofree.com [27.07.2022] hat als Hintergrund das bombardierte, ruinierte Berlin. Das war 12 Jahre, nachdem die Juden, die auch Analytiker waren, Berlin verlassen und zuvor aus ihrer psychoanalytischen Gesellschaft austreten mussten. Welche Aussage soll mit diesem Rebus erraten werden?

[28] Kaufhold/Hristeva: »Das Leben ist aus. Abrechnung halten!«, S. 12

[29] »Im November 1935 schrieb Jones an Freuds Tochter Anna Freud: ›All Jews have to resign from Berlin Society. Deplorable as it would be, I should still say that I prefer Psychoanalysis to be practiced by Gentiles in Germany than not at all and I hope you agree.‹ Um die ›Integration‹ der Gesellschaft zu erleichtern, trafen sich Jones, Brill, Boehm und Müller-Braunschweig mit Göring.« Zaretsky: Freuds Jahrhundert, S. 325.

[30] Dies unbeschadet der Fehleinschätzungen von Freud u.a. bezüglich des Nationalsozialismus. Siehe hierzu Kaufhold/Hristeva: »Das Leben ist aus. Abrechnung halten!«, S. 54. Und vgl. auch Freuds Versuche, sich die Psychoanalyse als neutral vorzustellen, beschrieben in: Kaufhold, Roland; Wirth, Hans-Jürgen: Sigmund Freuds Weg ins Exil, in: Tribüne, Heft 1, S. 158–171, online: https://www.hagalil.com/archiv/2008/11/freud.htm [27.07.2022]

[31] Das reicht bis hin zum übergriffig festgestellten szientifischen Selbstmissverständnis der Psychoanalyse durch Habermas. Siehe hierzu Habermas, Jürgen: Erkenntnis und Interesse, Frankfurt am Main 1968, Suhrkamp, S. 300ff. Habermas kennt die Dimension eines unkalkulierbaren Begehrens nicht. Was er, wie auch Lorenzer, auf den er sich bei der Rekonstruktion verdorbenen Textes stützt, nicht sehen, ist die Dynamik der Übertragung, die in jedem Moment einen ursprünglich zu rekonstruierenden Sinn wieder aufs Neue in Bewegung bringt. Eine solche Hermeneutik bleibt naiv.

[32] Matthias Heinrich Göring war ab 1936 zusammen mit C. G. Jung Mitherausgeber des Zentralblattes für Psychotherapie und ihre Grenzgebiete. Siehe Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 22005, Fischer, S. 190

[33] In Deutschland ist, soweit mir bekannt, nur die Bundeswehruniversität in Hamburg »ausfinanziert«.

[34] Bernfeld, Siegfried: Über die psychoanalytische Ausbildung (1952), in: Psa. Info, 1962, Heft 19, S. 1–27, und Bernfeld, Siegfried: Über die psychoanalytische Ausbildung (1952). In: Psyche, 1984, 38. Jg., Heft 5, S. 437–459

[35] Bernfeld hatte schon am Lehrprogramm des Berliner Instituts mitgearbeitet. Das findet keine Erwähnung im vorliegenden Buch. Siehe: Kaufhold, Roland: Siegfried Bernfeld: Psychoanalyse, Pädagogik und Zionismus, 2010, online: https://www.hagalil.com/2010/05/bernfeld/  [24.07.2022].

[36]         Mehr dazu siehe https://mitfreudinberlin.jimdofree.com/gedenktafeln-mit-freud/siegfried-bernfeld/#SB_Laienanalytiker  [01.06.2022]

[37] Adler, Nathan: Siegfried Bernfeld in San Francisco: a Conversation with Nathan Adler, in: Fort Da – The Journal of the Nothern Cliforrnian Society for Psychoanalytic Psychology, 2012, XVIII. Jg., Heft 1. Im Wesentlichen bestätigt dies Hermanns, Ludger M.: Der »komplizierte Fall San Francisco« oder »Psychoanalyse ist hier eine Laiensache« – Siegfried Bernfelds Brief an Anna Freud aus dem Jahre 1937, in: Fallend, Karl (Hg.): Siegfried Bernfeld oder die Grenzen der Psychoanalyse, Basel; Frankfurt am Main, Stroemfeld 1992, S. 290–299, S. 292f.

[38] Freud, Sigmund: Die Endliche und die unendliche Analyse (1937), in: Studienausgabe, Ergänzungsband, S. 351–392, hier S. 388

[39] Ders.: Ratschläge für den Arzt bei der psychoanalytischen Behandlung (1913), in: ebd., S. 169–180, hier S. 176f.

[40] Ders.: Die Endliche und die unendliche Analyse, S. 388

[41] Vgl. z.B. Lemérer, Brigitte: La passe, entre héritage et invention – Transmission de la psychanalyse et formation des analystes, in: essaim. Revue de Psychanalyse, 2003, Heft 11, S. 179–198; Mendes Dias, Mauro: La passe: entre la fin d`analyse et le désir du psychanalyste – Une question pour la formation du psychanalyste, in: ebd., S. 101–108; Millot, Catherine: Lehre und passe, in: Brief der psychoanalytischen Assoziation: Die Zeit zum Begreifen – Aktuelle Probleme der Analytikerausbildung, 1997, Heft 19/20, S. 5–24; Porge, Érik: Nommer quoi? À propos de la nomination dans la passe, in: essaim. Revue de Psychanalyse, 2003, Heft 11, S. 39–56, 2003; Inter-Associatif Européen de Psychanalyse (Hg.): Une passe sans école

[42]  Im hier besprochenen Buch zitiert aus King, Pearl; Steiner; Ricardo (Hg.): The Freud Klein Controversies 1941–45. London 1991 (2000), Routledge, S. 672

[43] Vielleicht steht ein Psychoanalytiker besser außerhalb der Norm, sowohl auf dem Weg zur Psychoanalyse wie auch zu Beginn seiner Tätigkeit als Analytiker. So berichtet Georg Bruns (Bruns, Georg: Alexander Mitscherlich und seine Beziehung zur DPV. In: Psyche. Zeitschrift für Psychoanalyse und ihre Anwendungen, 2009, 63. Jg., Heft 2, 2009, 153–167, S. 12): »Mitscherlich war hinsichtlich seiner politischen, akademischen und gesellschaftlichen Verbindungen und hinsichtlich seines Werdeganges ein Sonderfall in der DPV, aber fast alle, die in den 50er Jahren in die DPV eingetreten sind, haben ungewöhnliche, sehr individuelle Wege zur Psychoanalyse gefunden. Besonders war auch seine sozialpsychologische Denkweise. Aber war er damit ein Außenseiter innerhalb der DPV, wie Dehli meint, weil die DPV ›seine Rolle als engagierter Gesellschaftskritiker und Person des öffentlichen Lebens skeptisch beäugte? (Dehli 2007, S. 211)«. Dehli, Martin: Leben als Konflikt, Göttingen 22007 Wallstein. Mitscherlich machte eine Lehranalyse während eines Jahres.

[44] Auswirkungen dieser Auseinandersetzungen finden sich dann ab Ende der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts in Österreich und Deutschland. Siehe hierzu: Seitter, Walter; Ruhs, August: Interview: Lacan in Wien, in: Diskurier. Text, Klinik, Deutung, 1992, Heft 1, S. 71–73, 1992 u. Witte, Ilsabe; Schrübbers, Christiane: Über die Sigmund-Freud-Schule Berlin, in: Berliner Brief, 2004, Sonderheft III: Der Rede Wert, S. 75–92

[45] Freud, Sigmund: Wege der psychoanalytischen Therapie (1919). In: GW XII, S. 183–194, hier S. 192f.

[46] Vgl. hierzu Ash, Mitchell G. (Hg.): Psychoanalyse in totalitären und autoritären Regimen, Frankfurt am Main 2010, Brandes & Apsel, S. 47ff. Und auch die Behauptung Annemarie Dührssens, das Ergebnis der Zusammenarbeit mit dem Göring-Institut sei langfristig für die deutsche Psychoanalyse von Vorteil gewesen, geht in diese Richtung. Vgl. zudem die Rezension von Hristeva, Galina: Hitlers reinigende Feuer, online: https://literaturkritik.de/id/14945 [04.06.2022]

[47] Freud: Die Frage der Laienanalyse, S. 283f.

[48] Ebd., S. 284

[49] Ein anderer Aspekt der Kontrollanalyse betreffend das, was die Gegenübertragung genannt wird, wird hier nicht erwähnt. Siehe dazu Deutsch, Helene: Kontrollanalyse (1927/1935), hg. von Claus-Dieter Rath, in: Luzifer-Amor. Zeitschrift zur Geschichte der Psychoanalyse, 2008, Heft 42, S. 37–48; Rath, Claus-Dieter: Kontrolliert die Psychoanalyse?! Eine Skizze, in: Decker, Oliver; Türcke, Christoph (Hg.): Kritische Theorie – Psychoanalytische Praxis, Gieße 2007, Psychosozial-Verlag, S. 147–167; Rath, Claus-Dieter: Psychoanalysieren unter Kontrolle. Helene Deutschs Beitrag zu den Fragen der Kontrollanalyse im Kontext der zeitgenössischen Diskussion, in: Luzifer-Amor, 2008, Heft 42, S. 8–36

[50] Widlöcher, Daniel: Éthique et querelles dans les institutions psychoanalytique, in: Bouhsira, Jacques; Dreyfus-Asséo, Sylvie; Durieux, Marie-Claire; Janin, Claude (Hg.): Transgression, Monographies et Débats de psychanalyse, Paris 2009, PUF, S. 199–207

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